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ArchaeoMontan 2015-2018

Das Projekt

ArchaeoMontan 2018 war ein internationales Projekt, das sich der Erforschung des mittelalterlichen  Bergbaus im sächsisch-böhmischen Erzgebirge widmete. Es ist Teil des durch die Europäische Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderten Kooperationsprogramms zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik 2014–2020.

Kennzeichnend für das Projekt ist die Zusammenarbeit von deutschen und tschechischen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Seit Herbst 2015 arbeiteten Archäologen, Historiker, Vermessungsingenieure, Geologen und Informatiker beiderseits der Grenze an der Dokumentation und Interpretation der mittelalterlichen Bergbauspuren. Hierbei flossen die bereits im Rahmen des vorangegangenen Ziel 3-Projektes ArchaeoMontan 2012–2015 gewonnenen Ergebnisse ein.

Neben den Forschungen unter Tage wurden besonders auf der tschechischen Seite die obertägigen Spuren zu Arbeit und Umwelt der mittelalterlichen Bergleute einbezogen. Hierzu gehören sowohl Fragen zur Aufbereitung, Verarbeitung und Handel des gewonnenen Erzes als auch die Rekonstruktion der Veränderung der Umwelt in dieser mittelalterlichen Industrielandschaft.

Die Funktion des „Lead-Partners“ innerhalb des durch neun Institutionen getragenen Projektes übernimmt das Landesamt für Archäologie Sachsen. Die Ergebnisse werden durch Tagungen, Workshops, Vorträge und Publikationen aufbereitet. Um die Erkenntnisse zum gemeinsamen mittelalterlichen Kulturerbe dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird das Projekt wichtige inhaltliche Impulse für die Gestaltung des in Dippoldiswalde geplanten „Zentrums für den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge“ geben.

Mehr als 25 Fachleute widmen sich beiderseits der Grenze  für die Dauer von drei Jahren der montanarchäologischen Erkundung, Erfassung, Erforschung und Präsentation von Altbergbau-Relikten in ausgewählten Untersuchungsregionen im Erzgebirgsraum. Beteiligt sind vor allem Archäologen, Historiker, Museologen, Geologen, Mineralogen, Vermessungsingenieure, Restauratoren und Grabungstechniker.

Ziel des Projektes ist u.a. der Aufbau eines Forschungsnetzwerkes, das in den kommenden Jahren die erfolgreiche Zusammenarbeit sächsischer und tschechischer Partner auf dem Gebiet der Montanarchäologie gewährleistet. Dazu werden während des Projektes mehrere Fachtagungen und Workshops stattfinden.

Ein Höhepunkt ist die Sonderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey - Archäologie des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen“ mit prominenten Funden aus dem Untersuchungsgebiet. Sie war bislang in Jáchymov, Dippoldiswalde und Raddusch zu sehen. Derzeit gastiert die Sonderausstellung bis zum 03. April 2016 im Museum der Westlausitz in Kamenz, Kr. Bautzen.

Das Projekt ist finanziell unterstützt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. 

Projektveranlassung

Nach dem verheerenden Hochwasserereignis im Jahre 2002 wurden bis dahin vollkommen vergessene unterirdische Hohlräume unter der Stadt Dippoldiswalde entdeckt. Als dann 2008 das Landesamt für Archäologie Sachsen durch das Sächsische Oberbergamt Freiberg zu einer ersten Begutachtung nach Dippoldiswalde gerufen wurde, war nicht absehbar, dass die in den Gruben durchgeführten Sicherungsarbeiten zur Entdeckung europaweit einzigartiger montanarchäologischer Funde führen würden. Es handelte sich um gut erhaltene Bergwerke nebst technischer Ausstattung des 12.-13. Jahrhunderts. 

Ausgehend von diesen sensationellen Entdeckungen etablierte sich die Erforschung der archäologischen Relikte des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen zu einem der wichtigsten Forschungsschwerpunkte der sächsischen Landesarchäologie. Auch in der Tschechischen Republik führte dies in den folgenden Jahren zur Bedeutungssteigerung der Montanarchäologie im böhmischen Erzgebirgsraum.

Schon bald wurde der Bedarf einer grenzübergreifenden fachlichen Kooperation und eines regelmäßigen Wissenstransfers der tschechischen und deutschen Forscher aufgrund der gemeinsamen mittelalterlichen Bergbaugeschichte mehr als deutlich. So wurde im Jahre 2012 das internationale Projekt ArchaeoMontan ins Leben gerufen, das durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union finanziert wurde. An dessen erfolgreichen Abschluss im Frühjahr 2015 schließt sich das Nachfolgeprojekt ArchaeoMontan 2018 an. Auf der Grundlage der bislang gewonnenen Ergebnisse können seit Herbst 2015 wieder zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlichster Fachdisziplinen beiderseits der Grenze an der Erschließung mittelalterliche Bergbauspuren beidseits des Erzgebirgskamms zusammenarbeiten.

Ein Bergarbeiter arbeitet in einem engen, dunklen Schacht. Er sitzt auf einem kleinen, feuchten Bodenstück, umgeben von aufgeworfenem Gestein und Wasser. Seine Ausrüstung ist sichtbar, und es gibt Schläuche sowie Werkzeuge im Bild. Die Umgebung gibt eine Vorstellung von anstrengender, unterirdischer Arbeit.

Referenzgebiet

Um die Erkundung und Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus systematisch und vertiefend betreiben zu können, wird die grenzüberschreitende Forschung auf zwei Referenzregionen innerhalb des das Erzgebirge umfassenden Projektgebiets fokussiert.

Die westliche Referenzregion umfasst das Gebiet zwischen der im Vorgängerprojekt wiederentdeckten mittelalterlichen Bergbausiedlung Kremsiger nahe Přísečnice und der historischen Bergbaustadt Jöhstadt. Weiter westlich auf der tschechischen Seite setzt es sich entlang des Erzgebirgskammes über Jáchymov bis nach Přebuz und Nejdek fort.

Die östliche Referenzregion umfasst das Gebiet zwischen Dippoldiswalde und dem Kloster Osek (über Zinnwald/Cínovec und Krupka). Die Forschungen sollen dort entlang zweier offener Transekte vorgenommen werden: einmal in Nord-Süd-Ausrichtung und einmal quer zum Erzgebirgskamm (s. Karte der Referenzregionen). Beide Transekte haben ihren Ausgangspunkt in Dippoldiswalde und seinen Silberbergwerken des 12. Jh. und 13. Jhs.

Mit Graupen/Krupka und Zinnwald/Cínovec werden nun auch zwei der wichtigsten Orte des spätmittelalterlichem Zinnbergbaus in der östlichen Referenzregion untersucht. Auch ist das osterzgebirgische Bergbaurevier bei Niederpöbel-Sadisdorf und dessen polymetallischen Erzgängen gut geeignet, mögliche Wechselwirkungen zwischen Silber- und Buntmetallbergbau im Mittelalter zu untersuchen.

Von besonderem Interesse sind zudem vergleichende Forschungen bezüglich der unterschiedlichen geomorphologischen Ausprägung der Nord- und Südseite des Erzgebirges. Während auf der Nordseite eine annähernd 30 Kilometer breite Pufferzone zwischen dem Altsiedelgebiet der Elbtalweitung und dem Erzgebirgskamm bildet, beträgt die Entfernung zwischen dem seit dem Neolithikum besiedelten böhmischen Becken und dem höchsten Punkt des Gebirgskammes nahe Krupka nicht einmal sieben Kilometer.

Eine Karte zeigt die Regionen um Chemnitz und Most, hervorgehoben durch grüne Grenzen. Wichtige Städte sind mit blauen Punkten markiert. Die Karte enthält topographische Details und einen Maßstab von 20 km.

Erkundung einer Bergbauregion

Dem aufmerksamen Beobachter fallen die heute häufig im Wald erhaltenen Spuren des ehemaligen Bergbaus sofort auf: Es handelt sich um Hohlformen wie Pingen, die Verläufe alter Wege und große Halden. Da sie häufig mit Vegetation bedeckt sind, ist ihre Erfassung vom Boden aus schwierig. Eine technische Lösung für eine erste Erkundung von Altbergbaurelikten bietet daher der unverstellte Blick auf das Bodenrelief aus der Luft mit Hilfe von LiDAR-Messungen. Hierbei handelt es sich um hochauflösende Höhendaten, die bei Befliegungen mit Hilfe eines Laserimpulses aufgenommen werden (LiDAR= Light Detection and Ranging).

Durch den Einsatz mathematischer Filter wird die Waldbedeckung herausgefiltert, sodass ein hochpräzises Geländemodell entsteht, in dem sich unterschiedlichste Bergbauspuren erkennen lassen. Während solche Daten für Sachsen bereits flächendeckend vorliegen, werden vergleichbar qualitative Datensätze nun im Rahmen des Projektes auch für den tschechischen Teil des Untersuchungsgebietes fortlaufend aufgenommen.

Auch geophysikalische Untersuchungen erlauben den Blick in den Untergrund von obertägig nicht mehr sichtbaren Bergbausiedlungen. Fragen zur Ausdehnung einer Siedlung, Lage von Häusern und Werkstätten sowie einer Befestigung können so bereits ohne Bodeneingriffe beantwortet werden.

Das Bild zeigt ein dreidimensionales topografisches Modell eines Hügels mit einer Farbskala, die Höhenunterschiede darstellt. Zwei markierte Bereiche in rot heben spezifische Punkte hervor. Die Umgebung ist sanft geschwungen, wobei die Höhenunterschiede deutlich erkennbar sind.
Aus den LiDAR-Daten lassen sich georeferenzierte Geländemodelle erstellen , in denen sich die Gruben, Pingen, Halden und Altwege als Relikte ehemaliger Bergbausiedlungen abzeichnen.
©: LfA Sachsen
Drei Männer stehen in einem Wald und untersuchen den Boden. Zwei von ihnen knien, während einer einen Gegenstand in der Hand hält. Die Umgebung ist von Bäumen und trockenem Laub umgeben. Es scheint ein Moment der Entdeckung oder Forschung zu sein.
Mitglieder des ArchaeoMontan-Teams bei Prospektion, v. links: Jiří Crkal, Kryštof Derner (Institut für archäologische Denkmalpflege Nordwestböhmens, Most) und Petr Bohdálek (Tschechischer Geologischer Dienst, Prag)
©: LfA Sachsen

Der Blick in die Akten

Neben den modernen Fernerkundungsmethoden werden bewährte Herangehensweisen bei der Erfassung von Altbergbaurelikten eingesetzt. So liefert die Auswertung historischer Karten, technischer Unterlagen (Pläne und Risse) sowie schriftlicher Quellen nicht nur Hinweise über das ehemalige Aussehen von Bergbauarealen, sondern auch über die wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Mehr zur historischen Recherche im Rahmen des Projektes finden Sie hier.

Bergbaurelikte unter Tage

Viele Schächte und Stollen des mittelalterlichen Bergbaus sind in Vergessenheit geraten und können aufgrund ihrer Lage unterhalb von Städten, Dörfern und Straßen wegen ihrer Instabilität eine akute Gefahr für Leben und Eigentum darstellen. Die Sicherung solcher Hohlräume wird durch das Sächsische Oberbergamt Freiberg überwacht und von Spezialfirmen ausgeführt. Die Kooperation mit dem Oberbergamt ermöglicht den Montanarchäologen während der Sicherungsarbeiten in die alten Grubenbereiche einzufahren und diese zu dokumentieren. Im kühl-feuchten Klima unter Tage haben sich organische Materialien wie Holz oder Leder ausgezeichnet erhalten, die geborgen, konserviert und restauriert werden müssen. Zum Ende der Sicherungsarbeiten werden die alten Grubengebäude dauerhaft verschlossen und für die Forschung nicht mehr zugänglich. Von großer Bedeutung ist es daher, die unter Tage vorgefundene Situation für künftige Untersuchungen und weitere Forschungen präzise, umfassend und effizient zu dokumentieren. Hierbei helfen speziell für diesen Zweck entwickelte Methoden der 3D-Aufnahme.

Anhand der gesammelten Daten und Funde können Rückschlüsse zum Alter der Bergwerke gezogen werden. Mittels der Dendrochronologie können die zeitlich charakteristischen Wuchsmuster der Fundhölzer analysiert werden. Sie erlaubt häufig eine sogar auf das Jahr genaue Bestimmung, in dem der Baum gefällt wurde. Die Konservierung durch Restauratoren sichert die Funde auch in Zukunft für Forschung und Ausstellungen.

Die Spuren über Tage

Der mittelalterliche Bergbau hat seine Spuren auch über Tage hinterlassen, da er sich auf eine Infrastruktur zur Zulieferung von Material und der Weiterverarbeitung von Erzen stützte. Hiermit war eine tiefgreifende Veränderung der Landschaft verbunden, denn der steigende Bedarf an Holz musste aus den Wäldern der Umgebung gedeckt werden. Eine unmittelbare Folge war die Bodenerosion und die Ablagerung der Sedimente in den Tälern. Für die Erforschung der Siedlungs- und Landschaftsgeschichte sind diese Sedimente von großer Bedeutung, denn in ihnen sind botanische Reste und geochemische Signale der Ablagerungszeit konserviert. Die Analyse von Pollen und verkohlten Pflanzen liefert Hinweise auf Zustand und Veränderung der Vegetation. Erhöhte Schwermetallwerte in den Sedimenten können auf den Einfluss von Verhüttung und Erzaufbereitung hinweisen. Eine zeitliche Einordnung der Sedimente kann über unterschiedliche Datierungsverfahren erfolgen, die entweder den Zerfall radioaktiver Isotope im organischem Material (14C) oder den Zeitpunkt der letzten Belichtung des Sedimentes (OSL) bestimmen.

Die Untersuchung und Beprobung erfolgt minimalinvasiv in Form von kleinen Profilen oder Bohrungen an Talausgängen und Senken. Sie erlauben es, schnell und ohne Zerstörung der archäologischen Strukturen, Informationen zur Landschaftsnutzung zu gewinnen. Ergänzend werden die Bergbauareale weiterhin systematisch begangen und geologische Proben gesammelt.

Anhand von metallurgischen Abfallprodukten wie Schlacken ist die Lokalisierung von Schmelzplätzen möglich. Durch archäometallurgische Untersuchungen können solche Funde Erkenntnisse zu technischen Prozessen und Arbeitsabläufen der Metallgewinnung liefern. Ergänzt durch chemische Analysen aus dem Umfeld technischer Anlagen und an den Endprodukten können so der Ablauf der technischen Verarbeitung und ihre räumliche Organisation rekonstruiert werden.

Historische Recherche

Eine historische Karte, die Wege, Flüsse und Orte darstellt. Die Zeichnungen sind handgezeichnet und zeigen verschiedene geografische Merkmale sowie Beschriftungen. Die Karte ist stark vergilbt und hat Falzspuren.
Ur-Öder – Erste sächsische Landesaufnahme von Matthias Öder († 1614) und Balthasar Zimmermann (1570–1634), kartiert zwischen 1586 und ca. 1620 im Auftrag des sächsischen Kurfürsten. Die Originalaufnahmen im Maßstab 1:13 333 (Ur-Öder) wurden zusätzlich in den Maßstab 1:53 333 (Öder-Zimmermann) übertragen
©: Vorlage und Repro: Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden

Die im Rahmen des Projektes forschenden Historiker unterstützen das Team durch die gebietsspezifische Archivrecherche zu den Aspekten der Entstehung des Bergbaus in den Referenzregionen, insbesondere in den Bergbaurevieren Osek, Krupka (Kreis Teplice) sowie Jöhstadt, Schmalzgrube und Bärenstein (Erzgebirgskreis). Dafür wird eine intensive Recherche und kritische Bearbeitung des historischen Quellenmaterials in den Beständen sowohl der staatlichen als auch kommunalen Archive betrieben.

Eine wichtige Datenquelle stellen dabei auch die Bestände des Sächsischen Bergarchivs in Freiberg dar, das sämtliche Archivalien des Oberbergamtes Freiberg aus den Jahren 1407 bis 1942 verwahrt. Dieser für die montanarchäologische Forschung wichtige Archivbestand verfügt bislang lediglich über ein Findmittel in Form einer Konversion eines Behördenrepertoriums aus dem 19. Jahrhundert. Um den Bestand für die Erforschung nutzbar zu machen, soll er nach den heutigen Standards erschlossen werden. Im Rahmen der Erschließung wird der Archivbestand zudem hinsichtlich des Bergbaus im Erzgebirge vom 12. bis 15. Jahrhundert ausgewertet.

Die Ergebnisse der historischen Recherchen sollen in ein großes Vorhaben des Projektes einfließen - eine Sammlung und Edition des gesamten im Projekt bearbeiteten Quellenmaterials zum mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge. Vor knapp 130 Jahren veröffentlichte der Archivar Hubert Ermisch im Rahmen der Reihe des Codex diplomaticus Saxoniae regiae eine umfassende Sammlung mittelalterlicher bergbaurelevanter Urkunden der Stadt Freiberg. Das Ergebnis blieb bis heute überregional beispiellos. Die über drei Jahre laufenden Forschungen im Projekt ArchaeoMontan2012-2015 zeigten, dass eine Ergänzung des Materials nun unbedingt notwendig geworden ist. Dabei soll den Arbeiten von Hubert Ermisch und anderen Historikern, wie z. B. Herrmann Löscher, der die Urkunden des erzgebirgischen Bergrechts des 15. und 16. Jahrhunderts herausgab, etwas Ebenbürtiges aus dem heutigen Forschungsstand an die Seite gestellt werden. Die Grundformalien nach denen Hubert Ermisch arbeitete, werden dabei genauso berücksichtigt werden, wie heute geltende Editionsrichtlinien. Inhaltlich steht vor allem die Erweiterung des im "Urkundenbuch" edierten Materials auf den gesamten geographischen Raum des tschechisch-sächsischen Erzgebirges im Vordergrund. Neu erschlossenes Material wird in einer Gesamttranskription erscheinen, alle weiteren Quellen in Form von Regesten. Ziel ist es, am Ende des laufenden Projektes, eine vollständige Sammlung dieses bergbaurelevanten Archivmaterials in Form einer wissenschaftlichen Edition vorzulegen.

Verwendete Literatur
Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Bd. 2. Bergbau, Bergrecht, Münze. Hrsg. von Hubert Ermisch. Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II., 13 (Leipzig 1886).
Das erzgebirgische Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts, Bd. 2, Teil 1. Erzgebirgische Bergordnungen, Bergfreiheiten sowie andere bergrechtliche und den Bergbau betreffende Urkunden des 15. Jahrhunderts. Urkundenbuch I, 1400-1480. Bearb. von H. Löscher, aus dem Nachlass neu zusammengestellt u. hrsg. von E. Löscher. Freiberger Forschh. R. D 213 (Berlin 2003).
Stoob, Heinz, Die Hanse (Graz/Wien/Köln 1995).

3D-Funddokumentation

Eine der wichtigsten Aufgaben im ArchaeoMontan 2018-Projekt ist die Dokumentation der montanarchäologischen Strukturen. Unter Tage erfolgt die Vermessung der Befunde mit der konventionellen tachymetrischen Aufnahme zur exakten Georeferenzierung und vektorisierten Darstellung der Grubengebäude für die Erstellung von CAD-Plänen und schematisierten Drahtgittermodellen (s. Video, © LfA Sachsen).

Neue Methoden wie das 3D-Laserscanning und die Mehrbildphotogrammetrie (Structure from Motion) unterstützen und ergänzen die Vermessung mittlerweile sehr effektiv. So können dreidimensionale, raumbezogene Daten gewonnen werden, die die Befundsituation und -oberfläche lagegenau, vollständig, fotorealistisch und objektiv wiedergeben sowie animierte 3D-Visualisierungen ermöglichen (s. das Bild und das dreidimensionale Modell der nischenartigen Ausarbeitung).

Die Abbildung zeigt eine braune steinerne Wand, Die Struktur des Gesteins ist sichtbar.
Nischenartige Ausarbeitung im mittleren Bereich des Schachtes, Glashütter Str., Dippoldiswalde
©: LfA Sachsen

Die geborgenen meist organischen Funde werden einem langandauernden Restaurierungsprozess unterzogen und sind so der wissenschaftlichen Untersuchung für viele Monate bis zu einigen Jahren entzogen. Um dennoch mit den Funden arbeiten zu können, werden sie im 3D-Labor hochauflösend gescannt. Die schnellen und vor allem zerstörungsfreien Messverfahren eignen sich dabei besonders für die empfindlichen montanarchäologischen Feuchthölzer. Eine Auflösung im 3D-Modell von bis zu 18 µm zeigt auch kleinste Bearbeitungsspuren. Während die Hölzer danach für lange Zeit im Konservierungsbad lagern, kann direkt an den 3D-Modellen geforscht werden. Neben der Funddokumentation werden die dreidimensionalen Daten auch für fotorealistische Visualisierungen, Rekonstruktionen, Reproduktionen oder für die Ausstellungsplanung genutzt.

Restaurierung und Konservierung

Die Bergung und Restaurierung der zumeist aus organischem Material (Holz, Leder, Bast etc.) bestehenden und daher besonders fragilen Funde sind höchst anspruchsvoll und aufwändig. Um irreversible Verluste zu vermeiden, werden sie vor Ort von den Grabungstechnikern oder durch die Restauratoren vorsichtig freigelegt und geborgen. Danach werden die Funde umgehend in den Restaurierungswerkstätten im Landesamt für Archäologie Sachsen untersucht und konserviert.

Äußerlich erscheinen vor allem die hochmittelalterlichen Holzfunde stabil und fast unversehrt, doch das Holz ist durch Abbauprozesse stark in seiner Struktur beschädigt und wird nur noch durch das darin enthaltene Wasser stabilisiert. Daher erleidet es bei einer Trocknung ohne ein geeignetes Konservierungsmittel irreversible Schäden.

Trocknung bei Raumtemperatur führt in 48 Stunden zu einem Zellkollaps und zu irreversibler Schrumpfung und Deformierungen

Ziel der Konservierung ist es, die Hölzer und andere Funde in ihrer ursprünglichen Form zu konservieren und in einen langzeitstabilen Zustand zu überführen. Dies bedeutet, dass die annähernd wassergesättigten Hölzer durch einen zeitaufwändigen Prozess in einen trockenen Zustand überführt werden. Hierbei durchlaufen sie verschiedene Stationen. Wichtig ist neben der Nassreinigung, Dokumentation und verschiedenen Untersuchungen (3D-Scan, Untersuchung von Oberflächenspuren, Holzartenbestimmung sowie Untersuchungen zum Abbaugrad) eine sorgfältige Zwischenlagerung.

Anschließend erfolgt eine einstufige Tränkung mit einem wasserlöslichen Festigungsmittel. Die vollständig getränkten Hölzer werden in einer Vakuumgefriertrocknungsanlage über mehrere Monate getrocknet. Danach werden sie nachgereinigt und restauriert.

Neben den Funden aus organischem Material werden auch anorganische Objekte geborgen. Das sind Gegenstände aus Metall wie z.B. Bergeisen oder aus Keramik und Stein wie beispielsweise Geleuchte und Mahlsteine. Auch diese Fundmaterialien werden im Rahmen des Projektes konserviert und restauriert, um die Objektinformationen zu dokumentieren und für weitere Forschungs- und Präsentationsansätze zu sichern.

Derzeit befinden sich zahlreiche Funde in der Wanderausstellung "Silberrausch und Berggeschrey", die bereits im Rahmen des ArchaeoMontan-Projektes entstanden ist. In den kommenden Jahren wird konserviertes und restauriertes Fundmaterial in größerem Umfang für das in Dippoldiswalde geplante Zentrum für den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge bereitgestellt.

Lead Partner und Projektpartner

  • Landesamt für Archäologie, Dresden
    - Leadpartner -
    Montanarchäologische Untersuchungen / Erfassung der Altbergbaurelikte in Sachsen
  • Sächsisches Oberbergamt, Freiberg
    - Projektpartner 01 -
    Auswertung bergschadenkundlicher Unterlagen
  • Große Kreisstadt Dippoldiswalde
    - Projektpartner 02 -
    Ausstellung
  • Tschechischer Geologischer Dienst, Prag
    - Projektpartner 03 -
    Geologische Untersuchungen
  • Institut für archäologische Denkmalpflege, Most
    - Projektpartner 04 -
    Montanarchäologische Untersuchungen/Erfassung Altbergbaurelikte in Böhmen
  • Jan-Evangelista-Purkyně-Universität, Ústí nad Labem
    - Projektpartner 05 -
    Geoinformatik in den Untersuchungsgebieten
  • Museum Karlovy Vary
    - Projektpartner 06 -
    Ausstellung

Newsletter zum Download

Um die Öffentlichkeit vor allem im Osterzgebirge über die Fortschritte, Erkenntnisse und Termine des deutsch-tschechischen Projektes zu informieren, entwickelt das ArchaeoMontan-Team der Stadt Krupka einen populär-wissenschaftlichen Newsletter. Die insgesamt sechs Ausgaben werden während der gesamten Projektzeit als Beilage der lokalen Zeitung in Krupka und Dippoldiswalde distribuiert und bei allen neun Partnern erhältlich sein.

Neben der gedruckten Form, bieten wir hier auf unserer Website die digitale Version des bilingual deutsch-tschechisch gestalteten Newsletters an.